RV Messianismus - Inka Sauter: Prophetischer Messianismus. Hermann Cohen und Franz Rosenzweig
Vortrag
Der Vortrag widmet sich dem Übergang von Hermann Cohen (1842–1918) zu Franz Rosenzweig (1886–1929) im Bereich messianischer Vorstellungen. Der „prophetische Messianismus“ stand im Zentrum von Cohens Philosophie des Judentums. Seit dem Fin de Siècle dachte er über den Messianismus als Schlüsselbegriff von Geschichtsphilosophie nach und stellte ihn auch in seinem letzten großen Werk Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums (postum 1919) noch heraus. Darin legte er da, dass „[d]er Geschichtsbegriff […] eine Schöpfung des Prophetismus“ sei, und die Propheten sah er als „die Idealisten der Geschichte“ an. Franz Rosenzweig begegnete Cohen im Herbst 1913 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, stand mit ihm bis zu dessen Ende in Kontakt und konnte vor der Veröffentlichung von Religion der Vernunft in das Manuskript Einblick nehmen. In Der Stern der Erlösung (1921) legte Rosenzweig am Ausgang des Ersten Weltkrieges indessen eine andere Deutung messianischer Zeit vor, die von Nähe und Distanz zu derjenigen Cohens gekennzeichnet war. Der Topos des Messianismus gehörte – so nahm es Rosenzweig war – dem 19. Jahrhundert an und er selbst wandte sich in seinem Werk gegen den Begriff der Geschichte dieser vergangenen Zeit, den Cohen noch zu erhalten gesucht hatte. Der Übergang von Cohen zu Rosenzweig verweist damit auf eine grundlegende Wandlung messianischer Vorstellung vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Zeit & Ort
23.11.2023 | 18:00 - 20:00
Mendelssohn-Remise
Jägerstraße 51, 10117 Berlin
Weitere Informationen
Anmeldung: reservierung@mendelssohn-remise.de
Information: info@selma-stern-zentrum.de / www.selma-stern-zentrum.de