C: Ida Richter (ZJS): „Gerechte Diplomaten“: Universalisierte Erinnerung an Rettung während des Holocaust?
Die Kategorie der von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrten Diplomaten hat auf internationaler Ebene Konjunktur: dem japanischen Diplomaten Chiune Sugihara wurde im Juli diesen Jahres ein „Google Doodle“ gewidmet, im Januar 2019 wurde in mehr als siebzig Ländern eine Ausstellung zu „Gerechten Diplomaten“ gezeigt. Raoul Wallenberg ist der wohl bekannteste unter ihnen und wurde schon 1963, im Jahr der Entstehung des Programms, von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Der Vortrag geht der Frage nach, inwiefern sich universalisierende Narrative um Raoul Wallenberg im Zusammenhang mit der Ehrung durch Yad Vashem im israelischen Kontext entwickelten. Was waren die Umstände der Ehrung Wallenbergs als „Gerechter unter den Völkern“? Ab wann wurde er zum Aushängeschild der Kategorie der „gerechten Diplomaten“, für deren Ehrung das Sonderkriterium des Ungehorsams gilt? Welche Funktionen werden durch das Ziehen stark verallgemeinernder Lehren erfüllt, die mit Raoul Wallenberg und anderen Diplomaten verknüpft werden?
Ida Richter ist seit Oktober 2018 Doktorandin des Selma Stern Zentrums am Zentrum für Antisemitismusforschung. Sie studierte Politikwissenschaften und Human Rights an der Sciences Po Paris. In ihrem Promotionsprojekt behandelt sie die Frage nach der Entwicklung einer universalisierten Erinnerung an Rettung während des Holocaust am Beispiel Raoul Wallenbergs.