C: Malte Spitz (ZJS): Prag, 1933 - Hermann Grabs Vortrag über Marcel Proust im Rahmen der Jüdischen Kulturkurse des WIZO
Im Jahr 1933 veranstaltet die Women’s International Zionist Organization (WIZO) in Prag die Vortragsreihe „Juden in der Literatur“. Neben Max Brod, dessen zionistisches Engagement weithin bekannt ist, spricht im Oktober 1933 auch Hermann Grab. Der Prager Schriftsteller und Musiker, der heute kaum und dessen Verbindung zu zionistischen Gruppen noch gar nicht bekannt ist, wählt mit Marcel Proust einen damals sicherlich ungewöhnlichen Vertreter jüdischerLiteratur. Einschlägige zeitgenössische Beiträge zu Proust gab es zwar durchaus – darunter das 1925 von Ernst Robert Curtius sowie das 1929 von Walter Benjamin verfasste Essay –, doch niemand hatte bisher über jüdische Aspekte in Leben und Werk des französischen Schriftstellers geschrieben. In welchem Kontext der Vortrag Hermann Grabs entsteht und wie dieses Sujet für den dreißigjährigen Schriftsteller, der zeitgleich an seinem ersten Roman schreibt, als Selbstverständigung zu lesen ist, wird Gegenstand des Vortrags sein.
Malte Spitz ist Doktorand des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg an der Axel Springer-Stiftungsprofessur für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Seit September 2018 beschäftigt er sich in seiner Dissertation mit dem Schriftsteller Hermann Grab.