Sefardische Perspektiven
Der Forschungsbereich, „Sefardische Perspektiven“, der das Profil des ZJS im Verlauf der 1. Förderphase (2014) erweitert hat, widmet sich der Ergänzung aller Studien zum aschkenasischen durch solche zum iberischen Judentum. Er steht nicht nur für die Stärkung von Vergleichs- und Vernetzungsgeschichten beider Linien des Judentums sowie für die Öffnung für aktuelle Fragen zu Konversionen, multiplen Identitäten und frühen säkularen Denkmustern, sondern knüpft auch an die abgebrochene Tradition deutsch-jüdischer Erforschung und Orientierung an sefardischen Kulturen und Vorbildern zwischen Haskala und Wissenschaft des Judentums an. Gerade weil deutsche Juden seit dem späten 18. Jahrhundert in der sefardischen Geschichte und besonders in der sogenannten „Convivencia“ (dem Zusammenleben der drei monotheistischen Religionen auf der mittelalterlichen iberischen Halbinsel) Modelle jüdischen Lebens in nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaften zu erkennen meinten, die ohne die Notwendigkeit der Assimilation funktionierten, sind Kenntnisse über iberisch-jüdische Geschichte für ein Verständnis des deutschen Judentums vor der Shoah unverzichtbar. An der UP besteht in der historisch ausgerichteten Professur für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Jüdisches Denken eine ausgewiesene Kompetenz in der sefardischen Geschichte zwischen Mittelalter und Neuzeit.
Forschungsgruppe: Jüdisch-jüdische Begegnungen im Osmanischen Europa, Leitung: Dr. Susanne Härtel